Die zehn Gebote der Agilität Teil 10/10

Das 10. Gebot der Agilität: Agilität und Digitalisierung sind zwei Seiten einer Medaille. Aus Digitalisierung und Agilität wird „Digilität“. Die „Digilität“ kann in einem offenen Digilitäts-Kataster abgebildet werden

Agilität und Digitalisierung sind zwei Seiten einer Medaille. Aus Digitalisierung und Agilität wird im 10. Gebot „Digilität“. Die „Digilität“ wiederum kann in einem entsprechenden System, ähnlich dem Agilitäts-Index vom Bitkom/Autodesk[1], erfasst werden. Der Agilitätsindex (siehe 1. Gebot, Abb. 1: Agilitätsindex) bildet fünf Dimensionen (Einstellung und Strategie, Strukturen, Prozesse, Führungsprinzipien, Unternehmenskultur) mit 13 Agilitätsfaktoren ab.

Das Digilitäts-Kataster (oben Abb. 1: Digilitäts-Kataster) erfasst die verschiedenen Elemente eines digitalen, agilen Unternehmens und nutzt hierfür die fünf Provider. Das Kataster greift im ersten Schritt die Ausführungen zu den einzelnen Providern auf, um das jeweilige Hauptthema der „Digitalen Transformation“ im Kontext des jeweiligen Providers zu zeigen:

  1. Technologie und Industrial Internet,
  2. Informations-Systeme und Daten,
  3. Innovation als Open Innovation,
  4. Mitarbeiter und Empowerment sowie
  5. Organisation als Team-Netzwerk.

Im zweiten Schritt werden diephysischen- und digitalen Megatrends den Providern zugeordnet (siehe 3. Gebot, Abb. 1: Physische, digitale und biologisch-chemisch-pharmazeutische Megatrends). Im dritten Schrittwerden die arbeitsorganisatorischen Gesichtpunkte der „Digitalen Transformation“ den Providern zugeordnet. Den Abschluß bildet der Background des jeweiligen Providers.

Anhand des Digilitäts-Katasters könnte das Agil-Komitee oder ein Beirat das (zukünftige) Geschäftsmodell und dessen unterschiedlichen Anforderungen an die Führungskräfte und Mitarbeiter bzw. an die technische oder digitale Ausrüstung mit der tatsächlichen Aufstellung des Unternehmens (Ist-Zustand) vergleichen und die notwendigen Änderungen anregen.

Der Provider: Technologie wird aber mit dem amerikanischen „Industrial Internet“ und nicht mit dem deutschen „Industrie 4.0“ verbunden. Zwar geht das BMWI[2] bei der Antwort auf die Frage: Was ist eine intelligente Fabrik (Smart Factory)?, von Folgendem aus:

 

Die Fabrik der Industrie 4.0 basiert auf intelligenten Einheiten: Maschinen koordinieren selbstständig Fertigungsprozesse, Service-Roboter kooperieren in der Montage auf intelligente Weise mit Menschen, fahrerlose Transportfahrzeuge erledigen eigenständig Logistikaufträge. Industrie 4.0 bestimmt dabei die gesamte Lebensphase eines Produktes: Von der Idee über die Entwicklung, Fertigung, Nutzung und Wartung bis hin zum Recycling. Zur gegenseitigen Vernetzung werden die einst passiven Bestandteile der Produktion wie Werkzeuge, Maschinen oder Transportmittel mit digitalen "Augen und Ohren" (Sensoren) und "Händen und Füßen" (Aktoren) ausgerüstet und über IT-Systeme zentral gesteuert. In der intelligenten Fabrik arbeiten so beispielsweise Transportbehälter, die Informationen über die individuelle Kennung, die aktuelle Position und die gegenwärtigen Befüllung über Sensoren via Funkverbindung übermitteln - und so effizient in der Produktion oder Logistik eingesetzt werden können. Ermöglicht wird die intelligente Fabrik dadurch, dass wir Computer und Sensoren immer kleiner und günstiger herstellen können und dass wir Breitbandverbindungen zur Verfügung haben, um so große Datenmengen schneller und effizienter austauschen und analysieren können.“

 

Die wirkliche Basis der digitalen Arbeitswelt bilden aber nicht Maschinen, sondern vielmehr die Daten als neuer Produktionsfaktor, die Hyper-Konnektivität und die Software. Es darf nicht übersehen werden, „dass die Digitalisierung in Wirklichkeit eine grundlegende Veränderung der Kommunikationsmöglichkeiten in der Weltgeschichte bedeutet[3]. Die überwiegend auf Mechanik basierenden Technologien werden um die Vernetzung und in Software implementierte selbstlernende Algorithmen ergänzt.[4]Sattelberger[5] hebt hervor:

 

Es ist ein großer Unterschied, ob die Entwicklung im Paradigma digitaler Räume gestaltet wird oder ob es nur um die industriebasierte Digitalisierung von Produkten und Anlagen geht. So eng gedacht, besteht ein Risiko, dass Smart Services dominant die Führung übernehmen und Industrie 4.0 als verlängerte Werkbank nur eine der Produktionsplattformen wird.“

 

Industrial Internet wird darüber hinaus vom Kunden her gedacht und eine Vernetzung des Kunden und der intelligenten Produkte mit der Fabrik erreicht.[6] Digitale Plattformen und ihre Netzwerkeffekte werden für Produzenten immer wichtiger, denn die Rolle der Plattformen ist die Vermittlung zwischen Nutzergruppen innerhalb eines übergreifenden Ökosystems.[7] Wie mit dem Provider: Innovationen gezeigt, müssen Produktinnovationen unternehmens- und branchenübergreifend die Kundenbedürfnisse besser befriedigen.[8]Warnecke[9](Fraktale Fabrik) hatte dies schon 1992 propagiert: „In der kundenorientierten Produktion ist die Fertigung nur ein Bestandteil im Prozess der Leistungserstellung“. Das besondere Merkmal der Vierten Revolution findet sich auch in der Verschmelzung von Technologien, das heißt, die Grenzen zwischen der physikalischen und der biologischen Sphäre verschwimmen auch im Interesse des Kunden.[10] Dieses Zitat von Leopold Fröhlich[11] aus dem Wissenschaftsroman (S. 75 und 88) „Surfen auf dem digitalen Tsunami“ bringt es auf den Punkt.

„Der deutsche Ansatz der Industrie 4.0 entspricht dem Gedanken der Stückfertigung. Er begrenzt sich zu Unrecht auf die Fabrik und den Markt aus. Produktentwicklung und Marketing fallen unter den Tisch. Der richtige Begriff ist nach dem amerikanischen Vorbild Industrial Internet. Vom Kunden her gedacht wird eine Vernetzung der intelligenten Produkte mit der Fabrik erreicht.“

 

Anmerkungen:


[1] Bitkom Research, Digital Engineering, Agile Produktentwicklung in der deutschen Industrie. Seite 11.

[2]https://www.bmwi.de/redaktion/DE/FAQ/Industrie-40/faq-industrie-4-0-03, zuletzt zugegriffen am 09.02.2018.

[3] Boes/Bultemeier/Gül/Kämpf/Langes/Lühr/Marrs/Ziegler/, Zwischen Empowerment und digitalen Fließband: Das Unternehmen der Zukunft in der digitalen Welt, in: Sattelberger/Welpe/Boes, Das demokratische Unternehmen, 2015, Seite 62.

[4]http://www.coputerwoche.de/a/warum-der-deutsche-mittelstand-industrie-4-0-nicht-aussitzen-darf. Zuletzt zugegriffen am 12.06.2016.

[5] Sattelberger, Abhängiger oder souveräner Unternehmensbürger – der Mensch in der Aera der Digitalisierung, in: Sattelberger/Welpe/Boes, Das demokratische Unternehmen, 2015, Seite 35.

[6]http://www.produktion.de/aktuell/top-story/prof-syska-4-0-ist-am-menschen-vorbeientwickelt. Zuletzt zugegriffen am 25.04.2016.

[7]BMAS, Diskussionsentwurf, Weissbuch Arbeiten 4.0, Stand November 2016, S. 55.

[8] Kollmann/Schmidt, Deutschland 4.0 - Wie die Digitales Transformation gelingt, S. 73.

[9] Warnecke, die Fraktale Fabrik, 3. Auflage (Taschenbuch) 1996, S. 79.

[10] Klaus Schwab auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos 2106 zitiert nach: http://www.handelsblatt.com/politik,international/davos/davos-2016-die-vierte-industrielle-revolution/12836622.html. Zuletzt zugegriffen am 02.03.2016.

[11] Nach http://www.produktion.de/aktuell/top-story/prof-syska-4-0-ist-am-menschen-vorbeientwickelt. Zuletzt zugegriffen am 25.04.2016.



Die zehn Gebote der Agilität Teil 9/10

Zehn Gebote der Agilität, Agil-KomiteeDas Schack

Das 9. Gebot der Agilität: Bei der erfolgreichen Umsetzung der Agilität hilft ei-nen Chief Agility Officer und ein AGILITÄTS-Komitee! Die Realisierung eines agilen Unternehmens und die zeitgleiche Bewältigung der Digitalen Transformation können nicht auf den Schultern einer Funktion oder einer Organisationsein-heit abgeladen werden. Vielmehr bedarf es hierfür einer konzertierten und nachhaltigen Strategie im Unternehmen. 

Arbeit 4.0

BuchbesprechungenDas Schack

Prof. Dr. Richard Giesen, ZAAR und Prof. Dr. Jens Kersten, Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Verwaltungswissenschaften LMU München – Arbeit: 4.0, Verlag C.H. Beck 2017, 291 Seiten (ISBN 978 3 406 71779 6). Giesen/Kersten widmen ihre Veröffentlichung der digitalen Arbeitswelt und sondieren auf der einen Seite den arbeitsrechtlichen Weg durch die vierte industrielle Revolution.