Bundestagswahl 2021: Das Corona-Home Office ist tot, es lebe das Smart Office Home

Wissenschaftsgeschichte 06. April 2021 - Das Schack

Die Dreifaltigkeit der Mobilität mit Verbrennungs- und E-Motoren sowie wasserstoffgetriebenen Aggregaten terminiert 2030 die Strategie einer Smart Factory für e-mobile und verstärkt deren wirtschaftliche Schwierigkeiten. Die Factory konkurriert mit China als Technologieführer im Bereich des Internets der Autos und der Künstliche Intelligenz[1]. Unternehmens- und Arbeitnehmervertreter verhandeln deshalb über ein Zukunftskonzept. Personas symbolisieren Akteure der Geschichten und zeigen als SchIcons gestaltet, deren Tätigkeiten. Der Wissenschaftsroman Surfen auf dem digitalen Tsunami steht für die ersten vier und die Wissenschaftsgeschichte I für die letzten drei Schicons.

Eine Drohne kommt selten allein

Eine Drohne erreicht die S-Bahn-Station vor der Smart Factory für e-Mobile zeitgleich mit der einfahrenden S-Bahn aus Frankfurt und verharrte quasi regungslos über dem Ausgang der Station. Niemand nimmt Notiz von der Drohne. Wohl auch, weil der Himmel auf der Drohnenbahn von zahllosen Drohnen beherrscht wird. Neben Paket-Drohnen summen Werbe- oder Polizeidrohnen in ihren charakteristischen Farben, Taxi-Drohnen und Drohnen der unterschiedlichen Restaurants, die wiederum die Beschäftigten der Factory mit Essen versorgen. Die Cafeteria musste schließen, weil niemand auf sein persönliches Drohnen-Essen verzichtet. Auch viele Privat-Drohnen bevölkern den Himmel, denn jeder, der was auf sich hält und über einen lizensierten Drohnenlandeplatz verfügt, ist Drohnenbesitzer. Wie zufällig bewegt sich die Drohne von der S-Bahn-Station in Richtung der Factory als eine Gruppe von Schülern, nach dem Verlassen der S-Bahn, den Bahnhof in dieselbe Richtung verlässt. Während der Gewerkschaftler Kevin mit den Schülern aus dem Bahnhof in Richtung Factory geht, stellt ein Schüler lakonisch fest: „Hier gibt es wieder mehr Drohnen als Vögel“.

Kevin vertritt in der zweiten Verhandlung über das Zukunftskonzept der Factory wieder seine Gewerkschaft und kommt zum Termin mit der S-Bahn aus Frankfurt. Auf einmal packen die Schüler ihr Transparent mit dem Text aus: »FÜRS KLIMA UND SOZIALE GERECHTIGKEIT: SMART OFFICE HOME (SOH) FÜR DIE SMART FACTORY«. Kevin studiert das Plakat. Da rempelt ihn ein braungebrannter Mittvierziger mit einem FishPond Thunderhead Tauchrucksack rücksichtslos an und eilt ohne ein Wort der Entschuldigung in Richtung Factory davon. Kevin wundert sich nicht, bewundert aber als Freizeittaucher den Rucksack an dem ein farbenfroher Malediven-Anhänger baumelt.

Im selben Moment schaut Ray, Chief Digital Officer und Mitglied des Vorstandes der Smart Factory, auf sein Smart Phone, wie Kevin auf das Plakat. „Sie sind wieder da“ tönt die Künstliche Intelligenz LUCIFER aus dem Phone, während auf dem Display die Schüler zu sehen sind, wie sie eine Straße in Richtung Service-Bereich der Factory überqueren. Pünktlich wie die Maurer, denkt sich Ray.

Woher nehmen wenn nicht stehlen

Leopold, der Erfinder des Smart Office Home (SOH), trifft Ray in dessen Büro: „Na Ray, wie sieht es aus mit dem Smart Office Home?“

Ray: „Leopold, die Factory steckt in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die Kostensenkung hat bis jetzt aufgrund der fehlenden Unterstützung der Sozialpartner nicht funktioniert. Unsere finanziellen Probleme sind auch nicht kleiner geworden, die Strompreise sind nicht gesunken und Seltene Erden nicht billiger, sondern teurer geworden. Smart Office Home für alle Büroarbeitsplätze ist finanziell nicht machbar.“

Leopold: „Aber die Bank wird doch die Finanzierung übernehmen.“

Ray: „In der digitalen Welt kommt es immer anders als erwartet. Nicht nur die digitale Transformation und die Klimabewegung erfassen das Unternehmen und dessen Kreditfinanzierung, sondern die Factory ist ins Fadenkreuz von Cyber-Kriminellen geraten. Diese fordern 100.000 Bitcoins und drohen mit einem Hacker-Angriff.“

Die Nachhaltigkeitsrevolution

Kevin gesellt sich zu den Beiden: „Die Klima-Bewegung intensiviert die Kämpfe für unseren Planeten. Das Weltwirtschaftsforum in Davos 2020 und die »Fridays for Future-Bewegung« haben die allerorts ausgetragenen Kämpfe für unsere Zukunft verändert. Aber den Klimaaktivisten geht der Wandel viel zu langsam und die Abhängigkeit der Politik von den Akteuren aus der Wirtschaft ist so enorm, dass es effektiver erscheint, sich direkt an Unternehmen und nicht an die Regierungen zu wenden.[2] Zwei Gruppen sind für eine Klimapolitik, die ihren Namen verdient, von Bedeutung: Verbraucher und Investoren. Beide Gruppen können mit ihren Kaufentscheidungen die Klimapolitik beflügeln. Wir befinden uns in einer breiten Nachhaltigkeitsrevolution, die mit der Geschwindigkeit der vierten industriellen Revolution alle wirtschaftlichen Sektoren erfasst.[3] Deshalb unterstützt meine Gewerkschaft die Schülerforderungen.“

Leopold: „Ja, die Schüler wollen mit Flashmobs die Prosumenten, die Produzenten, die Öffentlichkeit und den Kapitalmarkt von der Nachhaltigkeit überzeugen.“

Die Betriebsrätin Kara sucht ihren Vater Leopold und findet diesen bei Ray: „Einmal in der Woche treffen sich Jugendliche in den Verkaufsbereichen der Factory und zeigen sehr großes Interesse an unseren Produkten, so dass Kunden kaum zum Zuge kommen. Die Jugendliche interessieren sich aber nicht nur für die Factory, sondern besuchen auch Vertragshändler und -werkstätten. Heute meldet unser Händler in Darmstadt einen Flashmob.“

Best Practice terminiert Digitalisierung. Was hat Aristoteles damit zu tun?

Ray klinkt sich aus und sucht übernächtigt den Verhandlungsraum auf, denn gestern hatte er von der Bank eine schlechte Nachricht erhalten und noch in einer Nachtschicht mit seiner Künstlichen Intelligenz LUCIFER darauf reagiert.Geld für das Smart Office Home bedeutet gleichzeitig auch weniger Geld für Rohstoffe und Künstliche Intelligenz. Wie soll das gehen?

 

Ihm ist klar: Best Practice hilft hier nicht weiter, vermittelt eher eine trügerische Sicherheit, weil man sich auf dem richtigen und bekannten Weg wähnt. Nur das »Denken in ersten Prinzipien« von Aristoteles bzw. das »First Principle Thinking« bringen die Lösung. Musk, den Ray aus Amerika kennt, nennt es »First Principle Reasoning« was auf deutsch: »Logisches Denken nach dem Grundbegriff-Prinzip« bedeutet.[4] Nicht ohne Grund bedecken Schriften des Aristoteles und Presseberichte über Musk den Schreibtisch. Ray nutzt »... eine Denkmethode, bei der man eine Fragestellung auf ihre fundamentalen Eigenschaften herunterbricht [...] und darauf basierend nach neuen Lösungen sucht[5]. Alles wird radikal infrage gestellt, jede Annahme im Kontext der Digitalisierung hinterfragt, um das Finanzierungsparadoxon zu lösen. Ray und LUCIFER erzielten mit einer Internetrecherche Erkenntnisse, die diese visualisierte: N – Arbeitswelt 4.0 = Arbeit 4.0.

Ray nutzt für die tägliche Arbeit an sich den Leitgedanken der Digitalisierung: Digital First. Die Entwicklung von neuen Produkten, Services und Prozessen ist aus Sicht der »digitalen Welt« zu denken und zu entwickeln.[6] Die Internetrecherche zeigt aber: In der Arbeitswelt 4.0 gilt »DIGITAL WORK FIRST«. Die Arbeitsorganisation 4.0 ist aus Perspektive der Arbeitswelt 4.0 zu denken. Der Amerikaner fokussiert sich auf die Grafik, entdeckt in dieser aber nicht für alle Gesichtspunkte die passenden Icons und notiert seine Gedanken auf einem Blatt Papier:

 

Beim frühmorgendlichen Joggen vor der Verhandlung kombinierte Ray die Stichworte zu einer neuartigen Konfiguration und unter der Dusche diktierte er LUCIFER seine Konzeption.

Das Spiel kann beginnen

Während die Jugendlichen die Verkaufsbereiche der Smart Factory am Morgen der zweiten Verhandlungsrunde dominieren und den Druck auf die Factory mit Hilfe der sozialen Medien verstärken, hetzt die Personalleiterin Soliana – gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt - vom Taxi-Drohnenlandeplatz zum Konferenzraum, in dem der Service-Roboter Ruppert die Teilnehmer mit Cappuccino versorgt.

Ray: „Herzlichen Dank, dass Sie sich für ein persönliches Treffen entschieden haben. Ansonsten nutzen wir Videokonferenzen. Aber heute müssen wir face to face diskutieren. Ich begrüße Leopold, mit seinem Smart Office Home-Konzept. Kara und Kevin fordern die Realisierung des SOH und wir werden dies im Kontext der Unternehmenskonzeptes besprechen.“

Home Office – gekommen um zu bleiben[7]

Leopold: „Ich freue mich, mit Ihnen über das klima- und mitarbeiterorientierte Konzept des Smart Office Home (SOH) zu sprechen. Wir wissen seit Covid-19, dass das digitale und mobile Büro, die Basis einer global vernetzten Arbeit bildet. Dank des Internets ändert sich die Art der Zusammenarbeit und die Kommunikation der Beschäftigten, so dass diese ortsunabhängig arbeiten können. Es gibt immer mehr Jobs, die online funktionieren und bei denen klassische Büros nicht notwendig sind. Nomaden zeigen uns das Universum der Möglichkeiten.

Ray entnervt: „Leopold. Ende 2020 planten lediglich 6,4 Prozent der Unternehmen eine Reduzierung ihrer Büroflächen wegen der Verlagerung von Büroarbeit ins Homeoffice, wie die 26. Welle des Instituts der Deutschen Wirtschaft-Personalpanels feststellte.[8] Also war das Homeoffice nach der Corona-Pandemie für Unternehmen nicht mehr wichtig: Zwei Drittel der Unternehmen hatten anscheinend nicht vor, ihren Beschäftigten nach der Corona Pandemie mehr Homeoffice als vor Covid-19 zu ermöglichen.“

Xanadu: „Lieber Ray. Die von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) und dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) beauftragte Befragung »Betriebe in der Covid-19-Krise« deutete 2020 demgegenüber bereits an, dass viele Betriebe auch nach der Pandemie die Möglichkeiten von Homeoffice weiter nutzen oder ausbauen wollten. Zwar plante die Mehrheit der Betriebe nach der Krise auf das vorherige Ausmaß an Arbeit von zuhause zurückzukehren (67 %). Aber knapp ein Fünftel der Betriebe wollte bereits 2020 die Arbeit von zuhause auch wegen der Steigerung der Arbeitgeberattraktivität weiter ausbauen. Besonders große Betriebe (250 und mehr Beschäftigte), und dazu gehört ja die Factory, wollten deutlich häufiger einen Ausbau des Homeoffice (54%) als mittlere Betriebe (50 bis 249 Beschäftigte, 24%), kleine Betriebe (10 bis 49 Beschäftigte, 26%) und Kleinstbetriebe (weniger als 10 Beschäftigte, 11%)[9].“

Leopold: „Ohne vorgreifen zu wollen. Die Reduzierung von Büroflächen kann deutliche Kosteneinsparungen für Unternehmen bedeuten. Die Beratungsfirma PwC fand im Rahmen einer Umfrage 2020 heraus, dass sich für Miet- und Eigentumsimmobilien Flächenveränderungen ab 8% des Flächenabbaus rentieren und Einsparungen von bis zu 12 % der immobilienbezogenen Kosten innerhalb von zehn Jahren bei einem Flächenabbau von 20% denkbar waren.[10] 60% der befragten Arbeitgeber gaben 2020 an, dass sie innerhalb der nächsten drei Jahre durchschnittlich 20% der Büroflächen aufgrund des Homeoffice-Trends abbauen wollten.“

Ray: Das Homeoffice eines Beschäftigten ist doch heute nun wirklich nichts Besonderes mehr.“

Kara kontert: „Ob nun Deine Beschäftigten im Homeoffice für unsere Factory arbeiten hin oder her. Die Beschäftigten tragen die Kosten für Miete, Wasser-, Heizung, Telefon und Strom ohne Beteiligung von Arbeitgebern oder dem Steuerfiskus mehr oder minder allein, denn Du hast für die Kollegen noch nicht das Smart Office Home ermöglicht. Die Kosten für das Corona-Homeoffice konnten sie nur 2020/2021 von der Steuer als Werbungskosten abziehen! Wer im Homeoffice arbeitet, sitzt oft am Esstisch, in der Arbeitsecke oder im Wohn- bzw. Schlafzimmer. Der Laptop des Arbeitgebers oder der eigene Computer mit Zugriff auf den Server des Arbeitgebers werden genutzt. Beschäftigte können die Kosten für ihr Arbeitszimmer aber nur dann absetzen, wenn es sich dabei um einen Raum (häusliches Arbeitszimmer) handelt, welches wie ein Büro eingerichtet ist und ausschließlich oder nahezu ausschließlich zur Einnahmeerzielung genutzt wird. Ein Durchgangszimmer oder die Ecke im Wohnzimmer akzeptiert das Finanzamt nicht. Wer derzeit und über mehrere Wochen im Homeoffice in der Arbeitsecke im Wohnzimmer sitzt, geht also mehr oder minder leer aus. Es steht eine Frage als weißer Elefant im Raum: Wenn die Factory Kosteneinsparungen und Effizienzgewinne realisiert, weil die Kolleginnen und Kollegen im Homeoffice arbeiten, ist dann deren gewonnene zeitliche und räumliche Flexibilität Ausgleich genug oder sollte unserer Factory nicht noch für weitere Kompensationen sorgen?[11]

Eskalation im Cyberspace[12]

Leopold: „Herzlichen Dank für die Einführung. Ich präsentiere Euch jetzt das Smart Office Home. Das Icon in der Mitte »Homeoffice« symbolisiert die steuerliche Regelung für das Homeoffice in Pandemiezeiten in den Jahren 2020/2021 (Homeoffice-Pauschale). Vor allem diejenigen, die kein eigenes Arbeitszimmer einrichten konnten, sollten von der »Einfachvariante«[13] profitieren und jeder der im Home-Office arbeitete, erhielt für jeden vollen Tag einen Pauschalbetrag von 5 Euro, maximal 600 Euro für 120 Arbeitstage im Jahr.[14] Das las sich so: »Erfüllt der häusliche Arbeitsplatz des Steuerpflichtigen nicht die Voraussetzungen für den Abzug von Aufwendungen für ein häusliches Arbeitszimmer, kann der Steuerpflichtige einen pauschalen Betrag von fünf Euro für jeden Kalendertag abziehen, an dem er seine gesamte betriebliche oder berufliche Tätigkeit ausschließlich in der häuslichen Wohnung ausübt«[15]. Ob am Küchentisch oder in der Arbeitsecke gearbeitet wurde, machte keinen Unterschied[16]Links neben dem Homeoffice ist das häusliche Arbeitszimmer als Basis der steuerlichen Regelung dargestellt. Das SOH umfasst das häusliche Arbeitszimmer sowie den häuslichen Arbeitsplatz und kommt der Homeoffice-Pauschale nahe.“

Soliana: „2020 konnte man zum Beispiel auf zeit.de[17] lesen: »Wer jetzt eine Steuerreform beschließt, die das Homeoffice nur als kurzfristige Pandemie-Erscheinung betrachtet, hat die neue Arbeitswelt nicht verstanden. Es muss auch in Zukunft möglich sein, die Tage, die man von zu Hause aus tätig ist, steuerlich absetzen zu können«.

Soliana spricht noch, da streikt der Beamer. Doch urplötzlich scheint alles wieder in Ordnung zu sein, der Beamer zeigt aber ein Hacker-Symbol und die vierte Regel des Body of laws for digitalisation[18]: »CyberCrime tritt als weltumfassendes Geschäftsmodell neben Drogen-, Waffen- und Menschenhandel und prägt die Digitale Transformation«. Da CyberCrime mittlerweile zur Digitalen Transformation gehört wie die Butter aufs Brot und sich das Homeoffice als ideales Umfeld für Hacker erweist, hält sich das Entsetzen der Anwesenden in Grenzen. Alle sind in Sachen CyberCrime abgebrüht. Ray und Soliana zucken aber zusammen, weil nur Unternehmensangehörige den Beamer hätten manipulieren können. Die Warnung der Hacker sitzt. Ray informiert die CyberCrime-Abteilung über seinen Verdacht des social engineering.

Leopold gelassen: „Ja, Ray. Auch das SOH folgt dem Body of laws for digitalisation[19].

Alle Teilnehmer orientieren sich an dessen Regeln, die beim ersten Meeting (Wissenschaftsgeschichte I) diskutiert wurden und bei ihrer Veröffentlichung für Furore sorgten. Mittlerweile gelten die Regeln in Diskussionen über die Digitalisierung als Gencode der Arbeitswelt 4.0, werden als Code bezeichnet. Bevor Kara das Wort ergreifen kann, installiert ein Uniformierter hastig einen neuen Beamer, verstaut den Alten nervös in einem selbstfahrenden Transportkoffer und verlässt den Raum. Kevin kommt der braungebrannte Mitarbeiter irgendwie bekannt vor. Soliana zuckt beim Anblick des Uniformierten sogar unmerklich zusammen.

Homeoffice: Vom Arbeitgeber eingerichteter Arbeitsplatz?

Kara: „Damit wir uns richtig verstehen. Unter mobiler Arbeit sind Tätigkeiten zu verstehen, die außerhalb der Arbeitsstätte unter Nutzung von stationären oder tragbaren Computern oder anderen Endgeräten stattfinden und nicht zwischen Arbeitgeber und Beschäftigten fest vereinbart sind. Gemeint sind Tätigkeiten im Zug oder Café.[20] Unter Homeoffice verstehen wir eine flexible Arbeitsform, bei der die Arbeitnehmer ihre Arbeit vollständig oder teilweise im privaten Umfeld verrichten.“

Leopold: „Genau. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hatte Ende November 2020 einen zweiten Referentenentwurf zum sog. Mobile Arbeit-Gesetz vorgelegt. Mobile Arbeit zeichnete sich danach dadurch aus, dass Arbeitnehmer ihre Arbeit von einem Ort außerhalb des Unternehmens erbringen und kann entweder an einem Ort, der vom Arbeitnehmer selbst gewählt wird oder an einem fest mit dem Arbeitgeber vereinbarten Ort (z.B. Homeoffice) erbracht werden. Mobile Arbeit setzt die Verwendung von Informationstechnologie voraus.[21]

Kevin: „Für mobiles Arbeiten von zu Hause aus wie auch für einen heimischen Telearbeitsplatz wird der Begriff Homeoffice oft synonym verwendet.[22] Der Fachbegriff für das umgangssprachliche Homeoffice ist Telearbeit.[23] Telearbeit bedeutet: Der Arbeitgeber richtet im Privatbereich der Kollegen einen Arbeitsplatz mit entsprechender Ausstattung ein und regelt die Arbeit von Zuhause im Arbeitsvertrag gem. der Arbeitsstättenverordnung.[24] Die Verordnung bestimmt nicht nur, dass der Arbeitgeber fest eingerichtete Computerarbeitsplätze, Möbel und sonstige Arbeitsmittel beim Kollegen einrichten muss, sondern der Chef muss außerdem eine wöchentliche Arbeitszeit und die Dauer des Homeoffice festlegen. Arbeitgeber und Arbeitnehmer vereinbaren also die Bedingungen der Telearbeit.“

Ray: „Homeoffice muss nicht Telearbeit sein. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales erließ, befristet bis zum 15. März 2020, die Corona-Arbeitsschutz-Verordnung, die regelt[25]: »Der Arbeitgeber hat den Beschäftigten im Falle von Büroarbeit oder vergleichbaren Tätigkeiten anzubieten, diese Tätigkeiten in deren Wohnung auszuführen, wenn keine zwingenden betriebsbedingten Gründe entgegenstehen«.[26]Arbeitgeber waren also verpflichtet, Homeoffice anzubieten. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollten das Angebot anzunehmen. Die Begründung der Corona-Arbeitsschutz-Verordnung stellte klar, dass für das Homeoffice keine Vorgabe bestehe, einen Telearbeitsplatz[27] zu vereinbaren und einzurichten.“

Kara verlässt während der Diskussion den Raum, um den Betriebsrat Xaver, der für CyberCrime zuständig ist, zu informieren und den Report über den deinstallierten Beamer und einer Manipulation anzufordern. Der übliche Report existiert allerdings mangels Untersuchungsobjekt nicht. Der Transportkoffer ist samt Beamer weg.

Small Office Home Office, Homeoffice oder Smart Office Home (SOH)

Adil, vom Verband der Crowdworker, spürt die Anspannung von Ray: „Leopold. Meinen Sie das Small Office Home Office, was speziell im Englischen auch SoHo genannt wird und als Klein- oder Heimbüro übersetzt wird?“

Leopold: „Herzlichen Dank für Deinen Hinweis Adil, der uns in die richtige Richtung führt. Das »Small Office Home Office« ist die Bezeichnung für eine Gruppe von privaten, kleingewerblichen und freiberuflichen Kunden im Bereich der IT.[28] Ein Beispiel für eine geeignete Software ist die Open-E Data Storage Software V7 SOHO (Small Office Home Office). Es gibt auch die small office security software von Kaspersky zum Beispiel und Small Office Wasserspender.“

Ray: „Leopold, bitte. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit."

Leopold fährt unbeeindruckt fort: „Das Smart Office Home beschränkt sich nicht auf Software für die Arbeit zu Hause. Vielmehr dienen das Smart Home oder die Smart Factory dem SOH als Vorbild. Wie Ihr wisst, wird Smart Home als Oberbegriff für technische Verfahren und Systeme in Wohnräumen und -häusern, in deren Mittelpunkt eine Erhöhung von Wohn- und Lebensqualität, Sicherheit und effizienter Energienutzung auf Basis vernetzter und fernsteuerbarer Geräte und Installationen sowie automatisierbarer Abläufe stehen soll, verstanden.[29] Smart Office meint unternehmensinterne digitale Verfahren sowie Systeme. Smart Factory (intelligente Fabrik) ist als Begriff aus der Forschung im Bereich Fertigungstechnik bekannt, gehört zur Hightech-Strategie der Bundesregierung und gilt seit langer Zeit als Teil des Projekts Industrie 4.0.[30] Smart Factory beschreibt eine Produktion, in der sich Fertigungsanlagen ohne menschliche Eingriffe mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz weitgehend selbst organisieren.[31]

Ray genervt: „Leopold bitte. Warum jetzt das digitale Einmaleins?“

Leopold: „Damit alle erkennen, welchen Stellenwert das SOH hat. Zur Erinnerung: Smart Working wurde das Homeoffice in Italien in der Pandemie genannt.[32] Das SOH ist ein mitarbeiter-, sicherheits- und klimaorientiertes Bürokonzept für die Arbeitswelt 4.0, das die Vorteile des Smart Office mit den Vorteilen des Homeoffice verbindet und zugleich wesentliche Nachteile beider Arbeitsformen terminiert. Die Vorteile einer smarten Arbeitsumgebung werden in der Wohnung der Arbeitnehmer realisiert und mit der Erhöhung der Arbeitsqualität, des Arbeits- und Datenschutzes als auch der Datensicherheit auf Basis vernetzter und fernsteuerbarer Geräte der Bürokommunikation verbunden. Das Sahnehäubchen: Das SOH wird als zertifizierter Arbeitsplatz zu Hause steuerlich gefördert, da dieser sowohl der Vereinbarkeit von Familie und Beruf als auch dem Arbeitsschutz dient sowie CyberCrime, dem Klimawandel und Pandemien entgegenwirkt. Wir haben nur einen Planeten und es gilt Art. 20a Grundgesetz: »Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung«."

Homeoffice-Pauschale: Eine deutsche Work-from-Home-Tax?

„Seit wann wird das SOH steuerlich gefördert?“, erkundigt sich Xanadu.

Kara betritt gerade rechtzeitig den Raum: „Bereits 2020 regte Templeman in einem Beitrag für die Deutsche Bank Research, eine Steuer auf die Work-From-Home (WFH) und damit auch die öffentliche Meinungsbildung an.[33]

Leopold: Ende 2020 regelte die Koalition die steuerliche Förderung des Homeoffice. Da diese steuerliche Regelung auf zwei Jahre befristet wurde und in Politik und Gesellschaft auf ein unterschiedliches Echo stieß, bot die Bundestagswahl 2021 das Forum für die politische Meinungsbildung.Der Digitalverband Bitkom stellte bereits 2020 in einer Studie fest, dass 59 Prozent der Befragten für eine steuerlichen Förderung des Homeoffice waren. Jeder Zweite war der Ansicht, dass auch diejenigen Steuervorteile genießen sollten, die nur teilweise im Homeoffice arbeiteten und kein Arbeitszimmer zu Hause hatten.[34]

Adil: „Nicht vergessen. Der damalige Bundesarbeitsminister Heil forderte 2020 erfolglos einen gesetzlichen Anspruch auf Arbeit im Homeoffice.[35] Der ehemalige Bundesminister für Wirtschaft und Energie Altmaier sprach sich demgegenüber gegen einen solchen Anspruch aus, weil nicht alle Beschäftigten aufgrund ihrer Tätigkeit von zu Hause aus tätig werden können, wie etwa Briefträger oder Pfleger.[36] Die Grünen forderten im Kontext der Pandemie aber auch ein Recht auf Homeoffice.“

Xanadu: Der Arbeitskreis „Zukunft der Arbeit“ der Unions-Bundestagsfraktion legte einen Gegenentwurf zu Heils Plänen ohne ein Recht auf Homeoffice vor. Sie wollten mobiles Arbeiten steuerlich fördern, Arbeitszeiten flexibilisieren und Co-Working-Spaces auf dem Land fördern.[37]

Kevin: „Während der Pandemie entschieden sich einige Staaten für die Homeoffice-Pflicht.“

Kara: „Das war auch nicht verwunderlich. In Deutschland war der Anteil der Beschäftigten im Homeoffice mit 27 Prozent im April 2020 deutlich höher als vor Ausbruch der Pandemie, als nur 4 Prozent überwiegend oder ausschließlich im Homeoffice arbeiteten. Dies ergab eine repräsentative Erwerbspersonenbefragung der Hans-Böckler-Stiftung. Gering war allerdings die Nutzung des Homeoffice mit 14 Prozent während des Lockdown-Light im November 2020.“

Adil: „Allerdings verrichteten bereits 24 Prozent aller Arbeitnehmer Ende Januar 2021 wieder ihre Tätigkeiten überwiegend oder ausschließlich von zu Hause aus, wie die Befragung für Januar 2021 aufzeigte. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu November und Dezember 2020 und wohl auch auf die Corona-Arbeitsschutz-Verordnung zurückzuführen.“

Leopold: „Unbestritten war Corona ein Katalysator für die mobile Arbeit. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder[38] erteilte aber einer Homeoffice-Pflicht im Januar 2021 eine Absage.“

Kevin:„Da wegen Covid die Homeoffice-Pflicht[39] bestand, wurde gleichzeitig zur Stimulierung der Wirtschaft und zur Förderung der Digitalisierung festgelegt, dass bestimmte digitale Wirtschaftsgüter rückwirkend zum 1. Januar 2021 sofort abgeschrieben werden konnten. Die Kosten für Computerhardware und Software zur Dateneingabe und -verarbeitung wurden so im Jahr der Anschaffung oder Herstellung steuerlich vollständig berücksichtigt.[40]

Adil: „Wieviel Arbeit konnte damals schon im Homeoffice ausgeübt werden?“

Kara: „Da schieden sich die Geister. Für Söder waren beim bayerischen Staat - dem größten bayerischem Arbeitgeber - 50% und in den Unternehmen nach Angaben der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. 64 Prozent der Arbeitsplätze »Homeoffice-fähig«. Nach Grünen-Chef Habeck[41] konnten im Januar 2021 40 Prozent der Menschen im Homeoffice arbeiten. Bitkom[42] wiederum stellte bereits 2020 in einer Studie fest, dass mehr als die Hälfte der Befragten (55%) ihre Tätigkeit zumindest teilweise als Homeoffice geeignet ansahen und jeder Fünfte nach eigener Einschätzung vollständig im Homeoffice arbeiten könnte. Dagegen sagten 43 Prozent der Befragten, für ihre Tätigkeit käme Homeoffice nicht in Betracht.“

Leopold: „Die neue Bundesregierung entschied sich 2021 gegen einen Anspruch auf Homeoffice und für ein steuerliches Anreizsystem für Unternehmen und die steuerliche Förderung des SOH.“

Kevin: „Bitte denkt an die Turbo-Förderung von 500 Euro Umwelt Bonus pro SOH-Arbeitsplatz, die jedes Unternehmen für die Einrichtung des SOH bis Ende 2022 erhielt.“

Xanadu: „Warum plädierte Luke für die Work-From-Home-Steuer?“

Ray: „Luke[43] meinte: »People who can work from home and disconnected themselves from face-to-face-society have gained many benefits during the pandemic«.”

Kevin: „War das ein Scherz?“

Ray: „Wohl nicht. Die vor Covid 19 übliche face to face work wandelt sich insbesondere durch Work-From-Home vielfach in eine screen2screen Arbeit. Die Infrastruktur der face to face work verliert aber durch die ortsungebundene Arbeit zum Teil an Bedeutung. Der Banker-Ansatz basierte auf der Bedeutung der Infrastruktur, die weiterhin von den zu physischer Präsenz am Arbeitsplatz gezwungenen Beschäftigten benötigt würde, sich durch die fehlende Nachfrage der zu Hause Bleibenden aber nicht mehr lohne. Dies könne das Wirtschaftswachstum bremsen.[44]"

Kara: „Die Work-From-Home Worker haben nach Ansicht von Templeman wirtschaftliche Vorteile. Geld für Fahrten zur Arbeit, Reisen, Restaurants oder Bürokleidung könnten eingespart werden. Wichtig seien auch immaterielle Vorteile wie höhere Flexibilität. Zusätzlicher Stress durch die Arbeit in der Privatwohnung oder eine schlechtere Arbeitsplatzausstattung sah Templeman 2020 hingegen als verkraftbar an. Zusätzlicher Stress und eine schlechte Arbeitsplatzausstattung sind für den Betriebsrat untragbar und rechtlich nicht zulässig.“

Ray: „Templeman schlug eine Steuer in Höhe von fünf Prozent auf das Bruttoeinkommen für die Tage vor, an denen zu Hause gearbeitet wurde. Bei einem jährlichen Bruttoverdienst von 40.000 Euro veranschlagt Luke rund 7,50 Euro pro Tag im Homeoffice. Der Staat könnte rund 15,9 Milliarden Euro zusätzlich einnehmen und mit dem Geld diejenigen unterstützen, die über ein geringes Einkommen verfügen oder ihre Arbeit in der Corona-Krise verloren haben.“

Kevin: „Ob Luke die zusätzlichen Kosten berücksichtigte, die einem Homeoffice-Arbeitnehmer entstehen, ging aus der Analyse nicht hervor.[45] Die Vorteile für Klimaschutz und Luftreinhaltung, die durch die Reduzierung des Verkehrsaufkommens, des damit verbundenen geringeren Energieverbrauchs und der verringerten Zahl von Wegeunfällen, Verkehrsunfällen sowie der Verletzten und Toten im Verkehr entstehen, berücksichtigte Luke wohl auch nicht. Dabei war 2016 das Auto das häufigste Verkehrsmittel von Berufspendlern in Deutschland. Rund 68 Prozent der Erwerbstätigen nutzten den PKW für den täglichen Weg zur Arbeit.“

Adil: „Die Deutsche Bank[46] setzte auch für die Zeit nach der Corona-Pandemie auf ein Hybrid-Modell; einer Mischung aus Homeoffice und Arbeit im Büro.“

Kara lockerte die Sitzung auf: „Die Regierungskoalition hat damals mit der Corona-Homeoffice-Pauschale den Arbeitnehmern, die im Homeoffice arbeiteten, einen Bärendienst erwiesen und quasi eine deutsche Work-from-Home-Tax eingeführt!“

Kevin ahnte, was jetzt kommen sollte. Damals war viel Ärger im Wahlkampf aufgebrandet, da die Homeoffice-Pauschale auf die Werbungskostenpauschale angerechnet wurde und dementsprechend viele Beschäftigte 2021 im Geldbeutel keine Entlastung gespürt hatten[47]: „Kara, erzähl doch kein Quatsch. Unsere Kollegen und Kolleginnen sparten sich den Weg zur Arbeit und wurden zusätzlich steuerlich entlastet.“

Xanadu springt ihrer Schwester sofort bei: „Die steuerliche Homeoffice-Regelung war ungerecht, weil zum einen der Abzug willkürlich bei 600 Euro und 120 Arbeitstagen gedeckelt wurde. Eigentlich berechnen Finanzämter bei einer 5-Tage-Woche 220 oder 230 Arbeitstage pro Jahr. Die Homeoffice-Pauschale zählt wie die Pendler-Pauschale zu den Werbungskosten und wurde damals in die Werbungskostenpauschale eingerechnet und nicht zusätzlich zu dieser gewährt. Dementsprechend ist zum anderen fraglich, ob die Steuereinsparungen die tatsächlichen Aufwendungen der Mitarbeiter deckten. Die Werbungskostenpauschale betrug 1000 Euro und stand jedem zu. Sie gilt für Ausgaben, die im Zusammenhang mit dem Beruf entstehen, etwa Fahrtkosten zur Arbeit, Arbeitskleidung oder Weiterbildungen. Wer dafür mehr als 1000 Euro ausgibt, muss dies in seiner Steuererklärung ausdrücklich geltend machen.[48] Das hieß: Nur, wer mit seinen Werbungskosten inklusive der Homeoffice-Pauschale über 1.000 kommt, wurde überhaupt entlastet. Ob die Homeoffice-Pauschale aufging, hing zudem stark vom damaligen Arbeitsweg ab. Je mehr Tage im Homeoffice gearbeitet wurde, desto weniger Pendler-Pauschale konnte angerechnet werden. Die Pendler-Pauschale betrug 2020 dreißig Cent pro Kilometer. Ab rund 17 Kilometern Arbeitsweg lohnt sich die Pendlerpauschale rechnerisch mehr als die Homeoffice-Pauschale. Zwar fallen beim Pendeln noch Kosten für Sprit oder Fahrkarten an, dafür steigen beim Homeoffice etwa Strom-, Heiz- und Internetkosten. Nur wer weniger als 17 Kilometer Arbeitsweg hatte, profitierte stärker von der Homeoffice- als von der Pendler-Pauschale. Die Homeoffice-Pauschale war nicht der heilige Gral, wie von der Politik 2020 oft dargestellt, lautete schon im Dezember 2020 die Bilanz eines Steuerexperten.[49]

Leopold mischt sich ein: „Für jeden Tag Arbeit im SOH können demgegenüber pauschal 10 Euro bei der Steuererklärung angegeben werden.“

Die Pendlerpauschale ist ungerecht

Ray: „Das ist dann wie bei der Homeoffice-Pauschale oder der Pendlerpauschale.“

Leopold: „Nein, die Pendlerpauschale ist ungerecht.“

„Warum ist die Pendlerpauschale ungerecht?“, fragt Ray interessiert.  

Kara: „Nun Ray das ist einfach zu erklären. Die Pendlerpauschale entlastet gut Verdienende stärker als Geringverdiener. Unser progressives Steuersystem hat zur Folge, dass die Entfernungspauschale die Nettosteuerlast für Chefs weit stärker verringert als für die Kollegen. Spitzenverdiener zahlen wegen der Pendlerpauschale jährlich bis zu 2000 Euro weniger Steuern, bei Geringverdienern sind es weniger als 1000 – auch wenn beide die gleiche Distanz zurücklegen. Dies ist ungerecht.[50]

„Demgegenüber bedeutet die Steuerermäßigung eine Verminderung des festgesetzten, tatsächlichen und tariflichen Steuerbetrages“, pflichtet Xanadu ihr bei.

Adil: „Deshalb forderte der DGB bereits 2017, die Pendlerpauschale so zu gestalten, dass der Steuervorteil einkommensunabhängig wirkt, weil höhere Einkommen stärker profitieren.[51]

Plötzlich erfüllt ein ohrenbetäubender Lärm den Konferenzraum. Soliana erkennt gerade noch aus dem Augenwinkel heraus eine Transport-Drohne, die gegen ein Fenster des Konferenzraumes rauscht und wie ein Stein zu Boden fällt.

Ray: „Alles okay. War mal wieder eine Transport-Drohne, die vom Weg abgekommen ist. Sicherheitsfenster schützen uns vor Unfällen und es kann nichts passieren.“

Die Teilnehmer atmen bis auf Soliana erleichtert auf.

Kara beobachtet den Service-Roboter Ruppert argwöhnisch, der unvermittelt mehrere Tassen Cappuccino produziert und verteilt.

Xanadu: „Wie wurden die Steuerermäßigungen und die Abschreibungen finanziert?“

Die Arbeitnehmervertreterin Kara beobachtet währenddessen weiter Ruppert, scheitert aber beim ersten Versuch diesen mit einer App abzustellen. Und so verteilt der Roboter weiter die nächste Runde Cappuccino. Mittlerweile sind alle Teilnehmer, ob der unzähligen Cappuccino-Tassen vor sich genervt. Kara startet erfolglos einen zweiten Versuch, Ruppert zu stoppen. Vor jedem Sitzungsteilnehmer befindet sich eine Sammlung von Cappuccino-Tassen und Ruppert nutzt jetzt wie selbstverständlich mangels Cappuccino-Tassen auch Teetassen. Kara will die App zum dritten Mal öffnen, um den Roboter zu stoppen, da wird es im Raum dunkel, der Beamer gibt seinen Geist auf, die Jalousien fahren runter und eine Sirene erzeugt einen ohrenbetäubenden Lärm. Allein Ruppert verteilt in aller Seelenruhe die nächste Runde Cappuccino in Teetassen. Der Roboter ist dank seiner Batterien nicht vom Stromausfall betroffen, wie das Smart Phone von Ray, auf dessen Display steht: »IHRE STROMVERSORGUNG IST GEHACKT«.

Fortsetzung folgt

Anmerkungen:


[1] Siehe etwa Kai-Fu Lee, AI Superpowers, China, Silicon Valley und die neue Weltordnung, Frankfurt/New York 2019.

[2] Luisa Neubauer, Wollen Unternehmen in die Pflicht nehmen, Süddeutsche Zeitung 17.01.2020, https://www.sueddeutsche.de/wissen/klima-neubauer-wollen-unternehmen-in-die-pflicht-nehmen-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200117-99-512122 (Abgerufen: 03.02.2020).

[3] Euro am Sonntag, Der grüne Weg zu mehr Rendite, 2021 Nummer 3, S. 14. Angelehnt an ein Zitat von Alexis Delader, Fondsmanager bei Goldman Sachs.

[4]  https://www.businessinsider.de/karriere/arbeitsleben/elon-musk-sagt-er-verdankt-seinen-erfolg-einer-entscheidungsmethode-die-auch-thomas-edison-und-nikola-tesla-nutzen-2019-3/ (Abgerufen: 10.10.2020).

[5] Thelen/Schorn, 10 x DNA, Das Mindset der Zukunft, 2020, S.14.

[6]  https://www.brainbirs.com/ueber-uns/global/digital-first (Abgerufen: 01.11.2020).

[7] So der gleichbetitelte Beitrag von Marc Schattenberg, Deutschland Monitor, Deutsche Bank Research 17.12.2021.

[8] Stettes/Voigtländer, Büroflächenabbau bleibt die Ausnahme, IW-Kurzbericht 6/2021, S. 2.

[9] baua: Bericht kompakt, Arbeit von zuhause in der Corona-Krise: Wie geht es weiter?, Dezember 2020.

[10] PwC-Studie, Mehr Home, weniger Office, Studie zu Corporate Real Estate Management, Oktober 2020.

[11] In dem Sinne: Schattenberg, Deutschland Monitor, Deutsche Bank Research 17.12.2021, S. 2.

[12] Euro am Sonntag, Eskalation im Cyberspace, 8.1.- 14.1.2021, S. 20.

[13]  https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/steuer-arbeitnehmer-s...ice-tag-absetzen-koennen-afbfa6fb5-d8ec-4ae6-b529-52197c49bd57 (Abgerufen: 10.08.2020).

[14] Der Spiegel, Homeoffice: Koalition einigt sich auf Homeoffice-Pauschale, https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/home0ffice-koalition...sich-auf-steuer-a-c755eac9-9ec6-4485-852a-b5a4de2719f (Abgerufen: 04.12.2020).

[15] Finanzen/Ausschuss des Bundestages - 10.12.2020 (hib 1370/2020).

[16]  https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/steuer-arbeitnehmer-s...ice-tag-absetzen-koennen-afbfa6fb5-d8ec-4ae6-b529-52197c49bd57 (Abgerufen: 10.08.2020).

[17] Zeit.de, Homeoffice-Paischale: Und wer bezahlt die Stromrechnung nächstes Jahr? https://www.zeit.de/arbeit/2020-12homeoffice-pauschale-corona-krise-steuerentlastung-heimarbeiter-koalition-5-euro?utm_referrer=https%3A2F%2Fwww.google.com (Abgerufen: 04.12.2020).

[18] Schack, Surfen auf dem digitalen Tsunami, 2017, S. 400 ff.

[19] Schack, Surfen auf dem digitalen Tsunami, 2017, S. 400 ff.

[20] Homeoffice ist nicht gleich Homeoffice https://www.tagesschau.de/wirtschaft/homeoffice-mobiles-arbeiten-unterschied-101.html (Abgerufen: 22.01.2021).

[21]  https://www.bmas.de/DE/Themen/Arbeitsrecht/mobile-arbeit.html (Abgerufen: 25.01.2021).

[22] Siehe etwa Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa), Gutachten zur Mobilen Arbeit. Erstellt im Auftrag der Bundestagsfraktion der Freien Demokratischen Partei (FDP), Düsseldorf 2019, S. 57.

[23]  https://www.tagesschau.de/wirtschaft/homeoffice-mobiles-arbeiten-unterschied-101.html (Abgerufen: 19.11.2020).

[24] § 2 Abs. 7 ArbeitsStättV.

[25] Videoschaltkonferenz der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der La?nder am 19. Januar 2021: BESCHLUSS (Nr. 8).

[26] § 2 Abs. 4 Corona-ArbSchV.

[27] § 2 Absatz 7 Arbeitsstättenverordnung.

[28] Seite „Small Office, Home Office“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 19. Mai 2020, 19:54 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Small_Office,_Home_Office&oldid=200121315 (Abgerufen: 28. Juli 2020).

[29] Seite „Smart Home“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 16. Juli 2020, 08:27 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Smart_Home&oldid=201921950 (Abgerufen: 17. Juli 2020).

[30] Seite „Smart Factory“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 25. April 2020, 16:54 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Smart_Factory&oldid=199276593 (Abgerufen: 17. Juli 2020, 11:12 UTC).

[31] Schack, Im Im Zeitalter der »Digital Labour Force«. In: Brandes (Hrsg.), Digitale Heimat, Wiesbaden 2020, S. 115 ff.

[32] Wie andere das Homeoffice regeln https://www.tagesschau.de/wirtschaft/homeoffice-korrikette-101_page-2.html (Abgerufen: „“.01.20121).

[33] Templeman, Luke,  A work-from-home-tax, Konzept Deutsche Bank November 2020, S. 32 ff.

[34]  https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Mehr-als-10-millionen-arbeiten-ausschliesslich-im-Homeoffice (Abgerufen: 24.12.2020).

[35]  https://www.tagesschau.de/inlandhomeoffice-heil-101.html (Abgerufen: 19.11.2020).

[36]  https://www.tagesschau.de/inland/heil-homeoffice-anspruch-103.html (Abgerufen: 19.11.2020).

[37] Recht auf Homeoffice: Union legt Gegenentwurf zu Plänen von Arbeitsminister Heil vor https://www.handeslblatt.com/politik/deutschland/recht-auf-home...l-vor/26312584.html (Abgerufen: 26.01.2021).

[38]  https://www.n-tv.de/politik/Soeder-setzt-auf-Zuckerbrot-statt-Peitsche-article22289558.html (Abgerufen: 18.01.2021).

[39] Videoschaltkonferenz der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder am 19. Januar 2021: BESCHLUSS (Nr. 8).

[40] Videoschaltkonferenz der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder am 19. Januar 2021: BESCHLUSS (Nr. 8).

[41] Habeck: Homeoffice und FFP2-Masken gegen Coronavirus https://www.handelsblatt.com/dpa/konjunktut/wirtschaft-handel-u...beck-homeoffice-und-ffp2-masken-gegen-coronavirus/26826668.html (Abgerufen: 18.01.2021).

[42]  https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Mehr-als-10-millionen-arbeiten-ausschliesslich-im-Homeoffice (Abgerufen: 24.12.2020).

[43] Templeman, Luke, A work-from-home-tax, Konzept Deutsche Bank November 2020, S. 32 ff.

[44] Templeman, ebenda, S. 32 ff.

[45]  https://www.pcwelt.de/news/Neue-Steuer-fuer-Home-Office-Analyst-fordert-Extra-Abgabe-10921225.html (Abgerufen: 19.11.2020).

[46]  https://www.deraktionaer.de/artikel/fintech-versicherung-banken...egen-fuer-denkonzern-20221115.html?feed=U519FW7jwU2_r2PJ6JKPgw (Abgerufen: 22.12.2020).

[47]  https://plus.tagesspiegel.de/wirtschaft/strom-heizung-internet-und-vieles-mehr-was-arbeitnehmer-das-homeoffice-kostet-79028.html (Abgerufen: 10.01.2021).

[48] Der Spiegel, Homeoffice: Koalition einigt sich auf Homeoffice-Pauschale, https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/home0ffice-koalition...sich-auf-steuer-a-c755eac9-9ec6-4485-852a-b5a4de2719f (Abgerufen: 04.12.2020).

[49]  https://m.focus.de/finanzen/steuern/steuertipps-2021-viele...mit-3-tricks-sparen-sie-dennoch-steuern_id_12771765.html (Abgerufen: 22.12.2020).

[50]  https://www.welt.de/wirtschaft/article163403355/Schafft-die-ungerechte-Pendlerpauschale-ab.html (Abgerufen: 26.08.2020).

[51] Zur Neugestaltung: DGB klartext Nr. 14/2017, Sechzig Prozent Berufspendler – was tun?



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