Arbeitsort 4.0: Büro, Mobile- und Homeoffice, Smart Office Home und Coworking-Space

Wissenschaftsgeschichte 27. April 2021 - Das Schack

Die Dreifaltigkeit der Mobilität mit Verbrennungs- und E-Motoren sowie wasserstoffgetriebenen Aggregaten terminiert 2030 die Strategie einer Smart Factory für e-mobile. Diese konkurriert mit China im Bereich des Internets der Autos. Unternehmens- und Arbeitnehmervertreter verhandeln deshalb über ein Zukunftskonzept der Factory (Wissenschaftsgeschichte I) und über Forderungen nach sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Smart Office Home-Arbeitsplätzen. Die Stromversorgung wird gehackt und erst die Zahlung von 100.000 Bitcoins sorgt wieder für Strom. Die Hacker hatten aber Komplizen in der Factory (Wissenschaftsgeschichte II). Personas symbolisieren Akteure der Geschichte, zeigen als SchIcons gestaltet, deren Tätigkeiten. Der Wissenschaftsroman Surfen auf dem digitalen Tsunami steht für die ersten fünf und die Wissenschaftsgeschichte I für zwei weitere SchIcons. Ska wurde für Teil V kreiert.

Hopping Cyberangriffe

Die Verhandlungskommission ist von der Information über zwei Innentäter überrascht. Weder der Gewerkschaftler Kevin, noch die Betriebsrätin Kara oder der Chief Digital Officer Ray als auch die anderen Teilnehmer wissen um die unrühmliche Rolle der Personalleiterin Soliana bis Harry alle aufklärt, während Soliana eine Polizeidrohne besteigt: „Als Leiter der Cyber Crime Agency (CCA) melde ich: Jochen, Mitarbeiter der externen Security-Firma, spielte Soliana - einer zufälligen Malediven Air Taxi Bekanntschaft - die große Liebe vor und wollte mit ihr auf den Malediven eine Tauchschule gründen. Er ermittelte für die Firma zu Beamerdiebstählen im Medienraum der Factory. Es fehlten ihm aber als neuer Mitarbeiter sowohl die Zugangsberechtigung als auch die -codes, weil sein polizeiliches Führungszeugnis aufgrund einer Übermittlungspanne der Behörde nicht rechtzeitig bei der Security-Firma eingetroffen sein soll. Die Zugangscodes zum Medienraum und zum Netzwerk erhielt der Hacker-Komplize deshalb von Soliana.“

„War das alles?“, fragt Ray.

Harry: „Nein, es gab einen Hopping Cyberangriff.[1] Dabei wandte Jochen zunächst im Fall der Manipulation des Beamers eine Social Engineering-Technik bei Soliana an, indem er die Beziehung ausnutzte, um von ihr den Zugangscode zu erhalten. Im zweiten Schritt speiste er unbemerkt Malware in das Netzwerk ein.“

Wie Recht Harry hat, zeigt sich sofort. Auf Ray`s Display erscheint: »Lasst Jochen frei, sonst lebt ihr bald auf dem Friedhof der Drohnen«. Der Amerikaner gibt nicht auf und informiert Ska als Ersatz für Soliana. Sie kommt seiner Bitte um Unterstützung nach und eilt zum Meeting, in dem jetzt alles so ist, als sei nichts gewesen.

Ska Hansen ist Führungskraft und Mitglied des Sprecherausschusses. Wie alle »Leader« beschäftigt sie sich rund um die Uhr mit disruptiven Geschäftsmodellen und koordiniert den Einsatz der unternehmens- und branchenübergreifenden virtuellen Teams. Nach dem Geschichtsstudium in Berlin arbeitete sie 10 Jahre für einen chinesischen Unternehmensberater in Shenzhen im Bereich der maschinenlesbaren 3D-Karten.

Die Zeit ist reif

Kevin klopft auf den Busch: „Originäre Digitalisierungsprojekte verändern die Wertschöpfung und stellen bestehende Produkte, Prozesse und Geschäftsmodelle infrage. Ebenso eröffnen sie auch die Chance für neue Produkte, Kundenschnittstellen, Prozesse und Geschäftsmodelle, die es bisher weder im eigenen Unternehmen noch in der Branche gab.[2] World Wide Work und Office Home Working sind solche originären Projekte der Digitalisierung. Ich fordere:

  1. Smart Office Home für alle Büro-Beschäftigten
  2. Ein Rückkehrrecht an den Büroarbeitsplatz sowie Schulung der Kollegen
  3. Kostenübernahme für die Einrichtung des SOH
  4. 75 Euro monatlich für jeden Arbeitnehmer im SOH
  5. Nachteilsausgleich für Mitarbeiter, die nicht vom SOH profitieren können."

Der Amerikaner fühlt sich wie bei »Wünsch Dir Was«: „Übers Office Home für alle Home Worker ohne Rückkehrrecht für alle können wir sprechen. Ohne Rückkehroption streichen wir 60 bis 75% der betrieblichen Arbeitsplätze und verwerten ein oder zwei Bürogebäude wirtschaftlich.“

Xanadu: „Was bedeutet in der digitalen Arbeitswelt noch ein Rückkehrrecht?“

Adil: „Xanadu, für Arbeitnehmer bedeutet das Rückkehrrecht, dass sie jederzeit oder nach Absprache mit dem Chef dem Home-Office den Rücken kehren und zu einem Arbeitsplatz im Unternehmen zurückkehren könnten.“

Ska: „Die übliche Lösung für solche Probleme ist nicht ein eigener Schreibtisch für jeden Kollegen. Vielmehr suchen sich die Kollegen an den Office-Tagen einen freien Arbeitsplatz, den sie mit ihrem persönlichen Rollcontainer für die Arbeit am Arbeitsplatz nutzen. Diese Form des Teilens von Büros und Arbeitsplätzen ist Desksharing.“

Kevin: „Denkt daran. Die deutsche Unfallversicherung hob noch 2017 hervor, dass eine wesentliche Voraussetzung für einen Wechsel von Arbeitsplatz im Betrieb zu einem Telearbeitsplatz für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen die vereinbarte Rückkehrmöglichkeit in den Betrieb darstelle.[3]

Ska: „Liebe Sozialpartner, so sehr ich die Forderungen auch nachvollziehen kann, suggeriert diese fälschlicherweise die Sicherheit über einen betrieblichen Arbeitsplatz verfügen zu können, die es so in der digitalen Arbeitswelt nicht mehr geben kann und die im diametralen Gegensatz zu unserem ökonomischen, sozialen und ökologischen Konzept steht. Sie verlangen Arbeitsplätze im Unternehmen und zu Hause. Das bedeutet für unser Unternehmen doppelte Kosten.“

Kara: „Warum verdoppeln sich die Kosten?“

Ska: „Weil wir Smart Office Home-Arbeitsplätze als auch die betrieblichen Arbeitsplätze vorhalten und finanzieren müssten. Eure Forderung ist ökologisch falsch, weil die Umwelt durch doppelte Büroausstattungen belastet würde und die Umweltentlastungen durch das SOH relativiert. Eure Forderung ist unter sozialen Gesichtspunkten falsch, weil sie ungerecht ist. Die doppelte Arbeitsplatzvorhaltung belastet das Budget zu Lasten von Tariferhöhungen für die gesamte Belegschaft.“

Kara kennt diese Argumentation nur zu gut: „Die Belegschaft will Ray ja durch KI-Einsatz reduzieren. Dann verteilen wir das Personalbudget auf weniger Worker.“

Xanadu: „Das Geld ist nicht für Personalkosten, sondern für die Zukunft gedacht.“

Kevin: „Die vom Home Worker gewonnene zeitliche und räumliche Flexibilität ist nicht genug Ausgleich für die Vorteile der Factory. Allerdings wäre eine nur auf Home Worker begrenzte Förderung ungerecht, weil nicht alle Kollegen und Kolleginnen an ortsungebundenen Arbeitsplätzen tätig sein können. Dementsprechend kommen die SOH-Vorteile nicht allen Mitarbeitern zu gute. Die Arbeit im Smart Office Home polarisiert. Während Mitarbeiter an ortsungebundenen Arbeitsplätzen die Vorteile des SOH nutzen (Wissenschaftsgeschichte IV), gehen ortsgebundene Mitarbeiter leer aus. Deshalb fordern wir eine Kompensation dieser Nachteile.“

Kara: „Unsere Kollegen und Kolleginnen an ortsgebundenen Arbeitsplätzen in der Produktion, Forschung oder im Infrastrukturbereich, können nicht im Office Home arbeiten. Sie haben höhere Kosten für den täglichen Arbeitsweg und sparen auch keine Zeit ein, weil sie jeden Tag den Arbeitsweg zurücklegen müssen.“

Ray denkt er ist im falschen Film: Die Factory soll nicht nur Geld fürs SOH ausgeben und ein Rückkehrrecht ermöglichen, sondern auch die irgendwie gearteten Nachteile von Mitarbeitern an ortsgebundenen Arbeitsplätzen kompensieren: „Kevin. Welche Nachteile haben Mitarbeiter, die nicht zu Hause tätig seien können. Sie müssen wie immer täglich zur Arbeit fahren, die Kosten für den Arbeitsweg tragen, soweit diese nicht von der Pendler-Pauschale ausgeglichen werden. Es gibt auch objektive Gründe für die Differenzierung: Die Tätigkeit kann aufgrund der Arbeitsgestaltung nur auf dem Betriebsgelände passieren. Ich sehe nicht, welche Nachteile vom Arbeitgeber auszugleichen sind.“

Ska: „Der Job verursacht auch keine neuen Nachteile, weil sich die beim Vertragsabschluss getroffenen Vereinbarungen nicht ändern. Der Ausgleich der Vorteile, die mit Office Home Working verbunden sind, zugunsten der ortsgebundenen Tätigen ist ebenso wenig angebracht, wie eine Work-from-Home-Tax. Außerdem haben wir noch nicht Coworking-Spaces angesprochen.“

Bitte nicht die deutsche Geschwindigkeit

Ray: „Genau. Xanadu mietet von uns Gebäude und verwandelt die alten Büroetagen schnell, wie die Chinesen und nicht in der deutschen Geschwindigkeit, zum Inbegriff eines Coworking-Centers mit Spa- und Fitnessbereich.“

Xanadu steht auf, verteilt Prospekte: „Ich vermarkte die Arbeitsform Coworking sehr erfolgreich.

Abb. 1: Gründe für den Coworking-Space.

In Frankfurt baute ich ein verwaistes Hochhaus an der Alten Oper zu einem Coworking-Space und Hotel mit dem Namen Taj Mahal um.[4] Die Prospekte zeigen die Qualität meiner Coworking-Aktivitäten und die Grafik Gründe dafür. In meinen Spaces arbeiten Nomaden, E-Lancer oder Crowdworker in tollen Räumen und auch Essen kann geordert werden. Wir halten im Coworking Space Arbeitsplätze und Infrastruktur, IT-Fachleute als auch Übernachtungsmöglichkeiten vor. Nach getaner Arbeit trainieren die Coworker im Gym oder relaxen im Spa. Unserer KI Samantha managed die Arbeitsplatzvergabe. Für Ray würden wir das auch übernehmen. Allerdings können wir Coworking-Plätze nicht von jetzt auf gleich vergeben. Wir brauchen drei Tage Vorlaufzeit, da wir Co-Plätze auch an Dritte vermieten.“

Kara ist bestürzt von Ray´s Aussage zum Coworking, kennt aber das Geschäftskonzept ihrer Schwester: „Schwesterlein, den zeitlichen Vorlauf können wir reduzieren, wenn die Factory ein Kontingent an Coworking-Plätzen fest bucht?“

Xanadu: „Sicher, denn dann stände ja eine bestimmte Anzahl von Arbeitsplätzen oder Besprechungsräumen nur Euch zur Verfügung. Unserer KI würde alles Regeln.“

Kevin: „Wie muss ich mir das vorstellen?“

Ska: „In der Pilotphase würden wir eine bestimmte Anzahl von Arbeitsplätzen für die Factory kostenpflichtig reservieren.“

Kara: „Wie sollen unsere Führungskräfte denn mit der Situation zurechtkommen?“

Xanadu: „In der screen2screen-Arbeitswelt suchen Führungskräfte vermehrt Arbeitssituationen, in denen es Pausen, Inspiration durch die Umgebung und zufällige Begegnungen gibt. Meine Coworking-Spaces bieten diese Bedingungen und sind daher für die Führungskräfte ein positiver Beitrag zur Arbeitsgesundheit und zudem die Basis einer neuen Arbeitskultur. Eure neuen Mitarbeiter können im Co-Space auch Kollegen kennenlernen und mit ihnen gemeinsam essen.[5]

Adil: „Müsste der Beschäftigte den Vorgesetzten fragen, ob er Coworken darf?“

Ray: „That's stupid. Wenn das Office Home okay ist, wird der Beschäftigte nur bei Bedarf in den Coworking Space fahren. Der Beschäftigte bucht dann einen Coworking-Platz und sein Manager erhält eine Information. So stelle ich mir das vor.“

Leopold macht weiter: „Es ist egal, ob Arbeitgeber Arbeitsplätze im Unternehmen oder in einem Coworking Space zur Verfügung stellen. Arbeitnehmer können für jeden Arbeitstag im SOH 10 Euro als Steuerermäßigung geltend machen. Voraussetzung ist die Zertifizierung des häuslichen Arbeitszimmers oder Arbeitsplatzes.“

Die Arbeit verlässt den Betrieb

Kevin: „Also Ray. Ich fasse zusammen: Ihr wollt das Sparpaket realisieren und unsere Forderung nach SOH-Arbeitsplätzen für ortsungebundene Arbeit erfüllen. Allerdings terminiert ihr im Gegenzug soweit möglich die Büroarbeitsplätze im Unternehmen und vermietet die freigewordenen Bürogebäude. Xanadu kreiert aus den Büroräumen Coworking-Spaces. Diese dienen auch als Arbeitsplätze für Eure Mitarbeiter, wenn diese beruflich veranlasst Kollegen bzw. Führungskräfte treffen wollen oder sollen. Ihr übertragt ein Digital-First-Geschäftsmodell auf die Factory.“

Ray: „Ja. Für die digitale Arbeitswelt gilt aber: DIGITAL WORK FIRST. Die Arbeitsorganisation 4.0 ist Bestimmungsfaktor für die Gestaltung menschlicher Arbeit an und mit digitalen Technologien und soll vorrangig aus Sicht der digitalen Arbeitswelt gedacht und entwickelt werden. Das steuergeförderte SOH ist doch als Smart Factory für Büroarbeit konzipiert und folgt dem Leitgedanken der digitalen Arbeitswelt: Digital Work First. Die Entwicklung neuer Arbeitsformen, Arbeitsorte, Arbeitsergebnisse als auch der Arbeitsprozesse wird aus Perspektive der Arbeit 4.0 gedacht. Die Arbeitstätigkeiten, -orte und -zeiten und Arbeitsformen werden von der Konnektivität, der Künstlichen Intelligenz und der Mensch-Maschine Interaktion im Kontext neuer Kommunikationsmöglichkeiten wie etwa 5G determiniert. Alle Aktivitäten münden unabhängig vom Arbeitsort in die unternehmerische Wertschöpfung.“

Adil: „Die Erwerbstätigkeit basiert auf drei Faktoren: »Arbeit hat ihren Ort in Deutschland. Arbeit hat ihre Zeit im Betrieb. Arbeit hat normativ die Standardform des Normalarbeitsverhältnisses«.[6] Die Frage von Kevin zielte auf die Zukunft der deutschen, betrieblichen Arbeitsplätze, die wegrationalisiert werden sollen!“

Ray: „Yes, gezwungenermaßen, um nicht das SOH und Büroarbeitsplätze finanzieren zu müssen. Deshalb habe ich das Normalarbeitsverhältnis in einem First Priciple Thinking-Projekt zerlegt.

Abb. 2: Arbeitsort Flexibilität05 (Quelle: Eigene Gestaltung).

Bereits mit der Covid-Pandemie wurde das »WER« und das »WIE« wichtiger als das »WO«, wie Kienbaum mit BRAVE NEW WORK, einem Manifest für die Arbeitswelt von Morgen, 2021 herausstellte.[7] Das Urprinzip der Arbeit ist nach der Sklaverei simpel: Arbeitnehmer arbeiten für Arbeitgeber gegen Entgelt. Arbeit im Sinne des Arbeitsrechts ist eine dem anderen durch vertragliche Verpflichtung versprochene Tätigkeit[8], wie ich von Kara lernte. Arbeitnehmer ist für unsere internationale Factory jede Person, die während einer bestimmten Zeit für einen anderen nach dessen Weisung Leistungen erbringt, für die sie als Gegenleistung eine Vergütung erhält.[9] Und daraus folgt die Frage, an welchem Ort die vereinbarte Arbeit verrichtet werden kann bzw. muss. Der Arbeitsort kann in der Arbeitswelt 4.0 im Lichte der Differenzierung zwischen Produktionsmitteln einerseits und elektronischen Büro- und Kommunikationsmitteln andererseits bestimmt werden.[10] Die elektronischen Büro- und Kommunikationsmittel in der Verwaltung von Produktionsbetrieben und im Dienstleistungssektor sind Hard- und Software, Algorithmen und/oder Internet-Schnittstellen wie Analysetools mit Big Data, Cloud Computing oder Online-Plattformen.“

Kara: „Ray. Natürlich ist mit dem »Wann« auch die Arbeitszeit zu regeln. Aber zurück zu Deinem Projekt. Du sagst: »Die Beschäftigten arbeiten für die Factory an dem Arbeitsort an dem die Arbeit verrichtet werden kann oder muss. Da ortsungebundene Arbeit außerhalb des Unternehmens verrichtet werden kann, wird dort gearbeitet«.“

Ray: „Es kommt in der digitalen Arbeitswelt nicht mehr allein darauf an, wo gearbeitet wird, sondern wie und mit wem oder was. Ich separiere deshalb, wie gesagt, erst einmal die ortsungebundene Arbeit vom ortsgebundenen Arbeitsplatz. Die virtuelle Wertschöpfung realisieren wir ortsungebunden und standortunabhängig. Die Abbildung: Arbeitsort Flexibilität05 zeigtdas Universum an Arbeitsorten auf.Das Urprinzip: »Arbeitnehmer arbeitet für Geld für Arbeitgeber« bleibt erhalten. In der Mitte der Abbildung seht ihr deshalb auch Icons für internes Crowdworking, deutsche und Internet-Arbeitnehmer sowie virtuelle Teams. Je nach Wunsch können Arbeitnehmer zwischen dem SOH, der sicheren Mobilen Arbeit und dem Coworking Space als Teil des Center of Cooperation and Coworking als Arbeitsort wählen. Die Arbeit an Büroarbeitsplätzen geschieht in Absprache mit dem Leader. Die Pfeile symbolisieren den permanenten Wandel.“

Kara: „Pfeil 02 zeigt den Coworking Space vor der Nummer 03 mit dem Büroarbeitsplatz. Geht die Arbeit im Coworking Space der Arbeit im Büro vor?“

Ray: „Pauschal ist das nicht zu beantworten. Coworker sind Wissensarbeiter und ihr Hauptwerkzeug ist der Laptop. Je höher der Anteil der Arbeitszeit ist, der am Schreibtisch verbracht werden kann, desto höher ist die Coworkability eines Berufsbildes.[11] Der Arbeitsort richtet sich an den tätigkeitsbezogenen Bedürfnissen der Kollegen und Führungskräfte aus. Unsere internen Crowdworker, die virtuellen Teams, die deutschen sowie die Internet-Arbeitnehmer arbeiten grundsätzlich flexibel an vier oder fünf und an unterschiedlichen nationalen und internationalen Arbeitsorten.“

Kevin: „02 zeigt nicht nur den Coworking Space, sondern auch arbeitnehmerähnliche Personen, externe Crowdworker, Nomaden, Free- und E-Lancer. Warum?“

Ray: „Mit dieser Darstellung visualisiere ich zwei wichtige Entwicklungen. Zum einen beruhen diese auf der DIGITAL LABOUR FORCE (Wissenschaftsgeschichte III). Ob selbständige, externe Tätigkeiten oder interne Tätigkeiten von unseren Smart Workern, alle Aktivitäten münden unabhängig vom Arbeitsort in unsere unternehmerische Wertschöpfung. Zum anderen nutzen Arbeitnehmer, arbeitnehmerähnliche Personen, Nomaden, externe Crowdworker als auch die Free- und E-Lancer in Deutschland oder weltweit Coworking Spaces.[12] Der Space dient auch Zusammenkünften unserer Mitarbeiter mit Externen im Rahmen von Scrum.“

Kara: „Ray. Du stellst also das Urprinzip der Arbeit von Arbeitnehmern für Arbeitgeber nicht in Frage, relativierst aber die Eingliederung der Beschäftigten in die Factory. Die Arbeitszeit ist, wie die Vergütung, geregelt und ggf. flexibilisiert. Die persönliche Abhängigkeit und Weisungsgebundenheit des Arbeitnehmers bleiben in der digitalen Arbeitswelt meiner Ansicht nach auch erhalten. Der Arbeitnehmer ist am Arbeitsplatz durch Hard- wie Software sowohl in das unternehmerische IT-Netzwerk als auch in die Arbeitsorganisation eingliedert und auf diese zur Erfüllung der vertraglichen Arbeitsverpflichtung ebenso wie auf sein Entgelt angewiesen. Die Weisungsgebundenheit wird zur funktionsgerecht dienenden Teilhabe der Mitarbeiter am Arbeitsprozess. Versteh ich das richtig?“

Ray: „Ja. Ich antworte mit einem Zitat von Martin Maties:[13] »Metaphorisch ist der Arbeitnehmer im Home-Office der Vogel in einem goldenen Käfig, den er sich vielleicht sogar wünscht; gefangen ist er dennoch«.“

Kevin mustert Kara entgeistert: „Ray, Euer Konzept der Entbetrieblichung führt zu einem Wegrationalisieren der betrieblichen Arbeitsplätze. Das steht schon mal fest. Dem stehen wir sehr kritisch gegenüber.[14] Ich muss der Forderung nach Qualifizierung Nachdruck verleihen. Unsere Mitglieder benötigen für die Arbeit im Smart Office Home entsprechende Kompetenzen. Wichtig ist die Publikation: »Kompetenzentwicklung für und in der digitalen Arbeitswelt« des Münchner-Kreis Arbeitskreises: Arbeit in der digitalen Welt. Für den Kreis erfordert das digital-vernetzte Arbeitsleben neuartige und veränderte Kompetenzen, die in sechs Bereiche umfassen: Personenbezogene Kompetenzen, soziale Kompetenzen, MMI-Kompetenzen, Prozess-Kompetenzen, Lösungs- und strategische Kompetenzen.[15]

Adil: „Den Skill Shift haben ja nicht die Beschäftigten verursacht.“

Kevin erläutert die Kompetenzfelder und Ray studiert die Veröffentlichung des Münchner Kreises, ergreift das Wort: „Die Kompetenzfelder kann ich gut nachvollziehen, helfen Sie uns doch unserer Center of Cooperation and Coworking auf die Schiene zu setzen. Die strategischen Kompetenzen, die als Befähigung der Entwicklung von Visionen und unternehmerischer Ideen für Märkte und Kundenbedürfnisse charakterisiert werden, sind für uns sehr wichtig.“

Kara hört das erste Mal vom Center of Cooperation and Coworking und ist nicht amüsiert. Die Betriebsrätin kommt aber nicht zu Wort, weil Harry urplötzlich im Raum steht und die Sitzung unterbricht: „Sorry, ich habe die Hacker unterschätzt. Jochen infizierte einen Teil der älteren Drohnen mit einem Virus. Diese heben jetzt immer nur bis zu einer Höhe 3,80 Meter ab, dann erscheint der Befehl: Notlandung auf dem Display und die Drohnen einer bestimmten Baureihe fallen wie ein Stein zu Boden. Der Drohnenlandeplatz gleicht bald einem Friedhof der digitalen Vögel. Trotzdem kommen wir der Hacker-Forderung nicht nach. Jochen bleibt in Haft.“

Die strategischen Kompetenzen für die digitale Arbeitswelt entscheiden

„Wofür brauchen Arbeitnehmer strategische Kompetenzen?“, fragt Ska.

Xanadu nimmt den Ball auf: „World Wide Work basiert auch auf Arbeitskraft-Plattformen. Diese verfügen nicht über ein eigenes Produkt, sondern organisieren den Austausch von Dienstleistungen oder Informationen. Plattformen kontrollieren Kundenschnittstellen und realisieren eine bedeutende Marktmacht gegenüber den Crowd- und Gigworkern. Ein Gedanke ist wesentlich: Plattformen lösen die unsichtbare Hand des Marktes als ordnende Kraft ab.[16] Der Personenkreis der Crowd- oder Gigworker speist sich nicht nur aus geborenen Selbständigen, sondern auch aus (ehemaligen) Arbeitnehmern, die andauernd oder temporär ihre Arbeitsleistung außerhalb des normal employment relationship über Plattformen an den Meistbietenden verkaufen.“

Leopold: „Xanadu, mach doch bitte keine Werbung für Deine Plattformen.“

Xanadu: „Ich bin bei der Antwort auf Ska`s Frage. Für Arbeitnehmer und Selbständige bedingen die plattformökonomiebedingten Geschäftsmodelle schnellen Wandel, erfordern eine stetige Anpassungsfähigkeit und das individuelle Bewusstwerden, sich als Person im Markt und Wettbewerb zu verorten. In der Arbeitswelt 4.0 sind Kompetenzen wie Entscheidungsfähigkeit, strategisches Denken, Flexibilität sowie ein unternehmerisches Mindset relevant.[17]

Kara: „Plattformen hin oder her. Wir sind uns der prekären Situation bewusst, nutzen alle digitalen Arbeitsformen und kooperieren schon immer in virtuellen Teams grenzüberscheitend mit Free-, E-Lancern sowie Nomaden. Unternehmen handeln durch die Smart Office Home-Kultur nachhaltig und verschaffen sich durch die digitale Arbeitswelt Wettbewerbsvorteile. Denn sie aktivieren mit der Arbeit 4.0 stille Reserven. Nicht das Unternehmen, sondern die Wohnung des Arbeitnehmers beherbergt den physischen Arbeitsplatz, der als virtueller Arbeitsplatz gestaltet, Unternehmen partiell von Kosten für physische Arbeitsplätze zu Lasten der Arbeitnehmer entlastet. Was ist ein Center of Cooperation and Coworking?“ Es ist mucksmäuschenstill im Raum. Nur das Geräusch des Roboters ist zu hören.

Jetzt wird getwittert

Ray verliert die Geduld. Die Factory steht mit dem Rücken an der Wand, weitere Hackerangriffe drohen, der Drohnenfriedhof wächst langsam aber stetig und jede Minute kostet Geld und Zukunft: „Speed is money, wie der „Body of laws for digitalisation“ [18] zeigt:

»Die Plattformökonomie gepaart mit der exponentiellen Dynamik der digitalen Transformation bedeuten für die Unternehmen eine digitale Zeitfalle, die in einer komplexen Welt agile Unternehmen bedingt. Nicht nur Qualität und Kosten prägen die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und Staaten. Vielmehr wird für das Überleben die Geschwindigkeit der Anpassung an den digitalen Wandel entscheidend und die Zeit zu einem neuen Wettbewerbs-Parameter.«

Ich mache dieses Angebot:

  1. Smart Office Home Arbeitsplätze für alle Office Home-fähigen Tätigkeiten.
  2. Arbeitnehmer können als Arbeitsort das SOH, das Mobile Office, das Center of Cooperation and Coworking oder den Büroarbeitsplatz nutzen. Der Büroarbeitsplatz wird nur in Ausnahmefällen oder auf Vorgesetztenwunsch genutzt.
  3. Ein Anspruch auf einen Arbeitsplatz im Center for Kooperation und Coworking ist begrenzt auf fünf Tage im Monat (Verfahren regelt Betriebsvereinbarung).
  4. Kostenübernahme für die Einrichtung des Office Home durch die Factory und
  5. Schulung aller Beschäftigten unabhängig davon, ob diese ortsungebundene oder ortsgebundene Arbeit leisten in Bezug auf: Personenbezogene Kompetenzen, soziale Kompetenzen, MMI-Kompetenzen, Prozess-Kompetenzen, Lösungs- und strategische Kompetenzen.
  6. Ein steuerfreier Zuschuss des Arbeitgebers für die Arbeitnehmer in Höhe von 50 Euro monatlich. Für jeden Tag Arbeit im Coworking Center oder in der Factory mindert sich der Anspruch um 10 Euro. Dies gilt nicht, wenn der Vorgesetzte die Arbeit im Center oder in der Smart Factory anordnet.“

Das Angebot kommt überraschend. Ray´s KI berechnet aufgrund der Datenlage die Erfolgswahrscheinlichkeit des First Priciple Thinking-Projektes und twittert: »Die Factory bietet das SOH den Mitarbeitern mit Office Home-fähigen Tätigkeiten an«. Fast zeitgleich lösen sich nach Ray´s Angebot die Verhandlungskommission und die DOS-Attacke in Luft auf. Automatisch erfolgt die Kreditzusage. Betriebsrat und Gewerkschaften stimmen aufgrund der positiven Presseresonanz wohl oder übel Ray´s Konzept zu. Die Begeisterung der Prosumenten ist grenzenlos: Die Verkaufszahlen der Factory schnellen in ungeahnte Höhen.

E N D E


Anmerkungen

[1] Pohlmann, Ohne Cybersicherheit gelingt keine Digitale Heimat – Keine Heimat ohne Sicherheit.  In: Brandes (Hrsg.), Digitale Heimat, Wiesbaden 2020, S. 199.

[2] Hess, Digitale Transformation strategisch steuern, 2019, S. 8.

[3] VBG, Telearbeit, Gesundheit, Gestaltung, Recht, Wiesbaden,1.1/2017-08, S. 5.

[4] Schack, Surfen auf dem digitalen Tsunami, 2017, S. 305 ff.

[5] Vgl. Bertelsmann Stiftung (Hrsg.), Coworking im ländlichen Raum, 2020, S. 36.

[6] Schröter/Scherer, Gestaltung virtueller Arbeitswelten. Der Einfluss moderner IuK-Technologie auf das Mobilitätsverständnis und die Arbeitsorganisation. In: Balfanz, Dirk/Schröter, Welf (Hrsg.): Gestaltete Virtualität. Realita?t der Neuen Medien in der Arbeitswelt. 2010, S. 89, zitiert nach Deutscher Bundestag: Achter Zwischenbericht der Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft 2013, Bundestags-Drucksache 17/12505, S. 55.

[7] Kienbaum Consultants International GmbH, Köln 2021, S. 3.

[8] Adomeit, Das Arbeitsverhältnis zwischen Dienstvertrag und Gesellschaft. In: Ders., Arbeitsrecht für die 90er Jahre, München 1991, S. 16.

[9] Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes zum europäischen Arbeitnehmerbegriff siehe etwa Maties, Der Arbeitnehmerbegriff in der Arbeitswelt 4.0. In: Bernecke (Hrsg.), Unternehmen 4.0, Arbeitsrechtlicher Strukturwandel durch Digitalisierung, Baden Baden 2018, S. 45.

[10] Schack, Im Zeitalter der »Digital Labour Force«. In: Brandes (Hrsg.), Digitale Heimat, Wiesbaden 2020, S. 95. Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Arntz/Gregory/Zierahn, Digitalisierung und die Zukunft der Arbeit: Makroökonomische Auswirkungen auf Beschäftigung, Arbeitslosigkeit und Löhne von Morgen, Mannheim 2018. S. 16.

[11] Bertelsmann Stiftung (Hrsg.), Coworking im ländlichen Raum, 2020, S. 16.

[12] Simon, Digitale Nomaden. In: Brandes, (Hrsg.), Digitale Heimat, Wiesbaden 2020, S. 51 ff.

[13] Zitat nach Maties, Der Arbeitnehmerbegriff in der Arbeitswelt 4.0. In: Bernecke (Hrsg.), Unternehmen 4.0. Arbeitsrechtlicher Strukturwandel durch Digitalisierung, Baden Baden 2018, S. 58.

[14] Zum Wegrationalisieren von betrieblichen Arbeitsplätzen im Rahmen von Homeoffice siehe Rainer Hoffmann DGB, https://www.boerse.de/nachrichten/DGB-Anspruch-auf-mindestens-24-Tage-Homeoffice-eindeutig-zu.wenig/30597161 (Abgerufen: 10.10.2020).

[15] Münchner Kreis-Arbeitskreis: Arbeiten in einer digitalen Welt: Kompetenzentwicklung für und in der digitalen Arbeitswelt München 2020, S. 1.

[16] Kollmann/Schmidt, Deutschland 4.0 – Wie die Digitale Transformation gelingt, Wiesbaden 2016, S. 81.

[17] Münchner Kreis-Arbeitskreis: Arbeiten in einer digitalen Welt, ebenda S. 6.

[18] Schack, Surfen auf dem digitalen Tsunami, 2017, S. 400 ff.



Phasen der digitalen Arbeitswelt - Ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit

WissenschaftsgeschichteDas Schack

Die Dreifaltigkeit der Mobilität mit Verbrennungs- und E-Motoren sowie wasserstoffgetriebenen Aggregaten terminiert 2030 die Strategie einer Smart Factory für e-mobile und verstärkt deren wirtschaftliche Schwierigkeiten. Die Factory konkurriert mit China im Bereich des Internets der Autos.

Rechtshandbuch 4.0 und Homeoffice

BuchbesprechungenDas Schack

Der Weg in die digitale und nachhaltige Arbeitswelt am Beispiel des Homeoffice; zugleich Rezension von: Rechtsanwalt Dr. Stefan Müller, Homeoffice in der arbeitsrechtlichen Praxis, Rechtshandbuch für die Arbeit 4.0, 2. Auflage,
284 Seiten Nomos Verlag 2020 (ISBN 978-3-8487-7632-0)